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Wasserschutzpolizei
Alles im Fluss - neues Hightech-Boot für die Wasserschutzpolizei
Mit der „WSP 12“ hat die Wasserschutzpolizei NRW im Januar 2020 das erste Mal seit fast zwei Jahrzehnten ein neues Streifenboot in Betrieb genommen. Beheimatet ist es in Duisburg. Hier residiert auch die Direktion der Wasserschutzpolizei. Leiter Björn Ekhoff sieht in der Neuerwerbung ein Signal für die weitere Modernisierung der Flotte.
275 Wasserschutzpolizisten überwachen auf 900 Kilometern Wasserstraßen 230.000 Schiffsbewegungen pro Jahr.
Streife-Redaktion

Köln, Rheinkilometer 687. Auf der Deutzer Seite gegenüber den Kranhäusern wartet die Besatzung der „WSP 3“. Am Steuer des 1996 gebauten Bootes sitzt Polizeioberkommissar Udo Scheunemann (POK). Bootsführerin ist Polizeihauptkommissarin Sandra Huster-Stemke (PHKin). Mit an Bord: Polizeihauptkommissarin Andrea Schaaf (PHKin), die der Ermittlungsgruppe Gefahrgut und Umwelt angehört. Die drei Beamten haben bereits das unterhalb der Wache liegende Boot „klargemacht“, ihre antistatischen Uniformen angezogen und die Waffen angelegt. Bevor es losgeht, müssen noch Ölstand, Diesel und die weitere Einsatzfähigkeit des Bootes überprüft werden. Maschine und Ausrüstung sind klar. Die „WSP3“ kann ablegen.

Wenige Stunden zuvor, am frühen Morgen, gab es für die Kölner ein Unfallgeschehen auf dem Rhein. Ein mit Naphta – leichtem Erdöl – beladenes Schiff war während eines Ankermanövers in der Nähe der Zoobrücke auf Grund gelaufen. Ein anderes Schiff konnte das festsitzende Fahrzeug „freiturnen“, wie Sandra Huster-Stemke berichtet. „Ein polizeiliches Eingreifen war nicht erforderlich.“ Zunächst geht es stromaufwärts Richtung Süden. Ein holländisches Tankschiff, das Diesel transportiert, soll überprüft werden. Eine gemeinsame Kontrolldatei der Länder verzeichnet, wann ein Schiff zuletzt ins Visier genommen wurde. Bei denen, die selten oder nie beanstandet worden sind, genügt ein Check alle zwei bis drei Monate. Wer öfter auffällt, kommt häufiger dran.


Heute sind die Niederländer dran

Andocken um 10.15 Uhr. Vor dem Überqueren haben die beiden Polizistinnen Rettungskragen, Handschuhe und Mundschutz angelegt. Üblicherweise erfolgt die Übergabe der Papiere im Steuerhaus. Doch während der Corona-Epidemie wird auf größtmöglichen Sicherheitsabstand geachtet. Dem Schiffsführer begegnen die Polizistinnen mit der gebotenen Distanz. Er beugt sich zum Deck hinunter und platziert einen dicken Aktenordner auf den Boden, wo er von den beiden Beamtinnen übernommen wird. Anschließend studiert Andrea Schaaf auf der Sitzbank im Polizeiboot die Dokumente und erläutert, dass Diesel nicht zu den besonders entzündbaren Gemischen gehört. Die Schiffe führen immer eine Liste der Stoffe mit sich, die geladen werden dürfen. Da das 85 Meter lange Tankschiff rund um die Uhr in Betrieb ist, muss das Personal entsprechend qualifiziert sein. Sie blättert die Dokumente sorgfältig durch und ist zufrieden: Mit zwei Schiffsführern und zwei Steuermännern werden die Anforderungen übererfüllt. Auch sonst ist alles in Ordnung. 

„Bei Tankschiffen ist das Sicherheitsniveau sehr hoch. Dafür sorgen schon die Reedereien, die ihr Personal auch regelmäßig auf Alkohol und Drogen testen“, erklärt Polizeihauptkommissarin Schaaf. Kollegin Huster-Stemke erinnert daran, dass sich die Sicherheit seit den 80er Jahren erheblich verbessert hat. Früher hätten sich erschreckend viele Unfälle mit Toten und Verletzten und Schäden für die Umwelt ereignet. Das sei längst vorbei. „Damit das so bleibt, patrouillieren wir.“

 

Die Aufgaben sind vielfältig

Die Wasserschutzpolizei muss viele Aufgaben erfüllen. In NRW bestreift sie – ausgehend von zehn Wachen – mit 24 Booten den Rhein, die Weser, die Ems und die Ruhr. Außerdem sind die Beamten auf dem Weser-Datteln-Kanal, dem Rhein-Herne-Kanal, dem Datteln-Hamm-Kanal, dem Dortmund-Ems-Kanal und dem Mittellandkanal unterwegs. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 63.085 Streifenstunden mit Booten und 9.040 mit Streifenwagen registriert. Es gab 11.963 Kontrollen auf Berufsschiffen und 2.884 bei Sportbooten, dazu 1.934 Containerkontrollen. Es gibt eine Menge zu tun. In gewöhnlichen Zeiten übernimmt die WSP bei Großveranstaltungen den Sicherheits- und Ordnungsdienst, zum Beispiel bei den „Kölner Lichtern“, bei „Rhein in Flammen“ oder beim Japan-Tag in Düsseldorf. Gefahren für den internationalen Seeverkehr und für die Häfen müssen erkannt und abgewehrt werden. Ganz wichtig ist überdies die Bekämpfung von Umweltdelikten. Auch Alltagskriminalität, vor allem auf den Ausflugsschiffen, wird von der WSP verfolgt. 

 

Umstrukturierung und Modernisierung

Um die Effektivität der Organisation zu erhöhen, soll es bald nur noch neun statt ehemals elf Wachen geben (Wesel ist bereits geschlossen). Außerdem wurde entschieden, sich in Zukunft auf 19 Boote (und zwei trailerbare Boote auch für niedrige Wasserstände) zu beschränken. Dafür wird die Flotte Schritt für Schritt modernisiert. „Wir wollen jedes Jahr ein älteres durch ein neues Boot ersetzen“, sagt Polizeidirektor Ekhoff. Der Anfang wurde mit der „WSP 12“ gemacht. Sie wurde auf einer Werft im niedersächsischen Barßel gebaut und kostete rund 1,5 Millionen Euro. Das Boot ist 17,30 Meter lang, erreicht 50 Stundenkilometer in stillem Wasser und verfügt über großzügige Arbeitsflächen. Die Leistungsdaten der „WSP 12“ können sich sehen lassen. Die beiden Motoren sind mit je 450 PS ausgestattet und belasten die Umwelt deutlich weniger als die des ausgemusterten Vorgängermodells. Das war fast sieben Tonnen schwerer. Weitere Vorzüge: Die elektrohydraulische Ruderanlage mit Notrudersystem erlaubt eine Steuerung auch bei Ausfall der gesamten Elektronik. Die Scheiben am Führerhaus sind nach vorn geneigt, um irritierende Reflexionen zu vermeiden. Mit dem Sonargerät kann unter Wasser der Boden gescannt werden, sodass sich verschwundene Pkws und andere Gegenstände leichter finden lassen. Die Wärmebildkamera hilft bei der Suche nach Personen auch in der Dunkelheit. 

 

Der Weg zur Wasserschutzpolizei

Die Polizisten der WSP lieben ihren Job auch in der augenblicklich schweren Zeit. Ihr Chef Kersten Klophaus, der Leiter der Kölner Dienststelle, hat nie bereut, vor 28 Jahren von der Reiterstaffel zur WSP gewechselt zu sein. „Wir brauchen Leute, die sich mit technischen Entwicklungen auseinandersetzen“, so der Erste Polizeihauptkommissar. „Die Entwicklung steht bei uns nie still, ob bei Booten und Schiffen oder bei der Einschätzung von Gefahrgütern“, bilanziert er. „Das ist für viele sehr reizvoll.“ 

Streifenpolizisten können sich in der Regel nach vier Jahren Berufserfahrung bei der WSP bewerben. Die Aus- und Fortbildung in NRW und an der WSP-Schule in Hamburg dauert vier Jahre.

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